Nach neuen Vorwürfen: Schilling jetzt Parteimitglied der Grünen (2024)

Der „Standard“ hatte am Dienstag unter Berufung auf nicht namentlich genannte damalige Vertraute von Überlegungen Schillings berichtet, nach der Wahl der Linksfraktion im EU-Parlament beizutreten, was Schilling am Mittwoch energisch zurückwies.

Zudem wurde im „Standard“ eine Chataussage veröffentlicht, in der Schilling der Aktivistin Veronika Bohrn Mena geschrieben hatte, sie habe ihr Leben lang „niemanden so sehr gehasst“ wie die Grünen. Schon vor zwei Wochen waren anonymisierte Vorwürfe publiziert worden, die ein ungünstiges Charakterbild der Quereinsteigerin aus der Aktivistenszene zeichneten.

Voglauer ortet „Silberstein-Methoden“

Voglauer zeigte sich wütend und ortete ein „wiederkehrendes Format“, das Image einer motivierten jungen Politikerin zu beschmutzen. Die Partei habe kein Interesse mehr daran und wolle zur Sachebene zurückkommen, insbesondere zum Klimaschutz. Als frühere durchaus grünenkritische Aktivistin sei Schilling vielen als „politisches Ausnahmetalent“ aufgefallen – viele Parteien hätten Interesse an ihr als Mitglied gezeigt, so auch die Grünen.

Schilling jetzt Parteimitglied

Die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling hat sich am Mittwoch gemeinsam mit der grünen Generalsekretärin Olga Voglauer gegen Vorwürfe verteidigen wollen. Voglauer aber musste sich nachher entschuldigen.

Ihre Kritikerinnen und Kritiker aber würden ihr das mehr als übel nehmen, so die grüne Generalsekretärin, und würden im Rahmen einer „Kampagne“ Chatnachrichten veröffentlichen. Voglauer sprach in Anspielung auf das rote Dirty Campaigning im Nationalratswahlkampf 2017 von „Silberstein-Methoden“. Voglauer stellte schließlich auf mehrfache Nachfrage von Journalisten klar, dass sie das nur zur Einordnung erwähnt habe und sie keine Beauftragung einer Kampagne durch die SPÖ-Führung sehe. Es seien aber die „Methoden, die wir seither (seit der Silberstein-Affäre, Anm.) kennen“.

„Es ist nicht wegzuwischen, dass wir hier über Nachrichten und Chats aus dem höchstpersönlichen Bereich erzählen und schreiben. Meiner Meinung nach ist das falsch“, so Voglauer.

„Grenzen überschritten“

Entgegen den Behauptungen der vergangenen Wochen habe es sich die Grüne Partei sehr genau überlegt, wen sie mit Schilling ins EU-Boot hole. Was aber nicht geplant gewesen sei, sei, dass andere die Öffentlichkeit damit beschäftigen würde, „was Lena Schilling geschrieben, gesagt und getan haben soll, bevor sie bei den Grünen war“.

Die Grünen würden absurde Fragen erreichen, die sich auf das Privatleben Schillings beziehen würde. Das alles seien „hemmungslose Versuche, eine junge, engagierte Frau fertigzumachen“, sagte Voglauer. Die Grenzen seien längst überschritten. Man wolle jedoch lieber über „saubere Umwelt“, „saubere Politik“ und den „Kampf gegen die Klimakrise“ reden.

Bohrn Menas erneut im Fokus

Dennoch ließ es sich die grüne Generalsekretärin nicht nehmen, gegen politische Mitbewerberinnen und Mitbewerber auszuteilen. Sie ortete ein persönliches Interesse einzelner Personen und Parteien: „Das hat ein Programm. Das ist nicht zufällig so“, sagte Voglauer. Vor ein paar Wochen habe man sich bei den Grünen noch gedacht, mit Klimaschutz könne man wieder punkten. Doch das wüssten diejenigen zu verhindern, die dem (ehemaligen) linken Freundeskreis Schillings angehörten – „im Kreise der SPÖ und der KPÖ“. „Dort gibt es Interessen“, so Voglauer.

Nach neuen Vorwürfen: Schilling jetzt Parteimitglied der Grünen (1)

Schillings Ex-Freund sei, wie die „Kronen Zeitung“ schon berichtet hatte, KPÖ-Mitglied, das Ehepaar Bohrn Mena habe seine Wurzeln bei der SPÖ, ergänzte Voglauer. Veronika Bohrn Mena sei Parteimitglied in der SPÖ und ihr Ehemann Sebastian in der SPÖ Wien-Penzing sozialisiert worden, genauso wie EU-Kandidat Andreas Schieder (SPÖ). Auf Twitter ruderte Voglauer dann zurück: Sie habe Schieder nichts unterstellen wollen.

Ich habe in unserer heutigen Pressekonferenz in den Raum gestellt, dass SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder etwas mit den Veröffentlichungen zu Lena Schilling zu tun hat. Mir ist damit ein Fehler passiert, der mir nicht passieren hätte dürfen.

— Olga Voglauer (@OVoglauer) 22. Mai 2024

Antrag auf Parteimitgliedschaft

Sie sei „extrem wütend“, sagte Schilling. Sie habe „verletzliche Momente auf dem Weg zu meiner Kandidatur gehabt“, und viele aus ihrem privaten Umfeld hätten eines gemeinsam: „Sie lehnen die Grünen ab.“ Sie habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie den Grünen früher kritisch gegenüber gestanden sei, denn „wo man viele Erwartungen hat, übt man auch harte Kritik“.

Schilling kritisierte, dass nicht der vollständige Chatverlauf mit Veronika Bohrn Mena veröffentlicht wurde, denn sie habe auch geschrieben, dass sie sich nicht mehr in der KPÖ sehe und Klimaschutz ihr wichtigstes Anliegen sei.Jedoch: „Ich glaube, ich kann lernen, mich wie eine Grüne zu fühlen“, auch das habe sie in einem Chat geschrieben, zitierte Schilling sich selbst.

„Ich glaube, ich hab es gelernt“, sagte sie am Mittwoch. Schilling wolle für das Klima, für die Demokratie und gegen Rechtsextreme kämpfen und wisse, dass das mit der grünen Partei als starker politischer Kraft funktioniere. „Es geht um eine kämpferische Bewegung, die ich unterstützen will“, deshalb habe sie am Mittwoch ihren Antrag auf Parteimitgliedschaft abgeschickt. „Ich stehe hier heute als eine Grüne“, unterstrich sie.

Rücktritt ausgeschlossen

Dass sie einen Wechsel zur Linksfraktion überlegt habe, sei „Bullsh*t“. Sie habe „andere Angebote“ gehabt, habe sich aber für die Grünen entschieden, bekräftigte Schilling. Zudem habe sie bei vielen inhaltlichen Positionen der Linksfraktion – etwa Ukraine und Nahost-Konflikt – eine andere Meinung. Die Chatnachricht, auf die sich der „Standard“ beruft, sei aus dem Kontext gerissen, es sei eigentlich um etwas völlig anderes gegangen, nämlich darum, dass sie bald wieder laut auf der Straße Politik machen könne. Ein Fraktionswechsel „war nie ein Thema“, versicherte sie. Ob sie klagen werde, ließ Schilling offen.

Gefragt, ob sie an einen Rückzug gedacht habe, um weiteren Schaden von den Grünen abzuwenden, antwortete Schilling: „Ich verstehe schon, dass grad viele Menschen eine Rücktrittsstory sehen wollen, aber die wird es nicht geben.“ Stattdessen werde man kämpfen. „Ich will weitermachen.“ Es gehe um mehr „als diesen dreckigen Wahlkampf“, meinte sie. „Wir werden kämpfen wie die Löwinnen.“

Babler: „Keine Verbindung einer SPÖ mit Lena Schilling“

SPÖ-Chef Andreas Babler betonte, auf entsprechende Vorwürfe in einer davor abgehaltenen Pressekonferenz angesprochen, es gebe „keine Verbindung einer SPÖ mit Lena Schilling“. Von irgendwelchen Treffen von Personen aus dem SPÖ-Umfeld mit der Spitzenkandidatin der Grünen für die EU-Wahl wisse er nichts.

Er verfolge die Debatte in den Medien und verfüge über keine anderen Informationen. Er wolle sich auch nicht in Parteiinterna der Grünen einmischen. Gleichzeitig nutzte der SPÖ-Chef die Pressekonferenz, um zu betonen, dass auch er den Kampf gegen Erderhitzung mit großer Leidenschaft verfolge.

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